Klarschiff und Abschied
Nachdem wir in den letzten Wochen viel geschafft und einiges an Arbeiten begonnen haben, geht es nun ans Abschließen der letzten offenen Baustellen. Für einen Tag unterstützen uns auch noch Jolie und Uli auf ihrer Durchreise von Tallinn nach Tartu. Die beiden sind genauso wie der Rest unserer Spätschicht-Besatzung begeistert von dem Ort und helfen unserer kleinen Gruppe noch bei einigen letzten Arbeiten. Zum Beispiel hängen sich Mille, Vera, Jakob und Jolie noch einmal richtig rein ins Bäumeschälen, damit aus den gefällten Bäumen noch schädlingsfreies größeres und kleineres Baumaterial werden kann.
Mindestens genauso wichtig scheint uns dabei das spannende Rennen mit uns selbst um den längsten Streifen geschälter Rinde, der schließlich eine beachtliche Länge von über 2m erreicht!
Uli, Lionel und Mille machen schließlich noch das zweite Scheunentor in Richtung Straße gängig und vor allem provisorisch schließbar, damit der Wind es nicht wieder samt Angeln aus den Balken ziehen kann. Mit einigem Gefrickel werden an einem Vormittag neue Anschläge, kleine Modifikationen an einem Torflügel und auch hier “Torstopper” wie beim Tor gegenüber fertiggestellt, die ein Aufschwingen verhindern.
Die große Dachbaustelle an der Scheune, die vor allem Tobias, Jakob und Jorge die letzte Woche viel beschäftigt hat, wird nun endgültig beendet, indem Jakob und Jorge das Gerüst wieder abbauen. Nachdem wir am Morgen eigentlich noch eine dritte Person für diese Arbeit veranschlagt haben, überraschen uns die beiden bei der nächsten Pause mit der Feststellung, dass alles fertig abgebaut ist und nur noch der Abtransport ansteht.
Das Ergebnis der Scheunenbaustellen kann sich sehen lassen - nachdem wir am Dienstag noch alle im Hof verteilten Baumaterialien sortiert, zusammengeräumt oder weggefahren haben wird deutlich, was alles geschafft wurde. Die alten Gebäude stehen, wie vor vier Wochen, zusammen in der kleinen Lichtung unter dem uns immer noch mit Sonne gewogenen estnischen Himmel. Das Grün, unter dem in den letzten zwei Jahrzehnten alles Andere versunken war, ist zurückgeschnitten und gibt den Blick frei auf erste Reparaturen.
Beim Zusammenräumen der Überbleibsel der letzten Wochen fällt uns immer wieder auf, wie viel hier geschafft wurde. Allein das Gewicht an Altmetall, das beim Recyceln des alten Bauholzes anfiel, ist erstaunlich. Und auch wenn Aufräumen an sich zu den eher lästigen Pflichten zählt, kann es doch mit solchen Geschichten dahinter wirklich nett sein.
Es ist schön zu sehen, dass wir sowohl Baustellen an den Gebäuden als auch Arbeiten im Außenbereich beenden können. Die beiden herrlichen Lärchen haben mehr Licht, weil weniger Thujas und Fichten sie bedrängen und die Gebäude haben mehr Luft, weil auch hier das Grün um einige Meter zurückgestutzt wurde. Am Haupthaus helfen nun auch die von Tobias wieder befestigten Lüftungsgitter, größere Tiere draußen zu halten und gleichzeitig Luft hineinzulassen. Als würde der Hof aufatmen, strecken sich uns seit dem Wochenende auch die Blüten einer Herbstzeitlosen vor dem Haupthaus entgegen.
Wir klotzen von Dienstag bis Mittwochnachmittag noch einmal richtig ran und bauen Camp-Infrastruktur zurück, sortieren Werkzeuge, planen die Materiallogistik und packen alles von A bis Z in Kisten und Kartons. Nachdem wir endlich die Sauna verschlossen haben und Tobias auch den letzten Nagel in die Bretter vom Haupthaus geschlagen hat, können wir aufatmen.
Schließlich schauen wir, leider inzwischen mit einiger Verspätung, noch bei Marju und Jaan vorbei und feiern mit leckeren Häppchen und alkoholfreiem Sekt die gelungene erste Bauhütte auf Rihula. Auf viele Weitere und das Wiederaufleben dieses wunderbaren Ortes kurz vor dem Sirtsi Moor!