Mittagskaffee mit Eishagelkörnern

Am Montag nehmen Anton und Klaas die Scheune in Angriff: Die alte Schwelle war durch den abgerutschten Erdkeller feucht geworden und größtenteils nicht mehr vorhanden. Also wird viel Kleinholz weggefegt und das zerbröckelte Fundament abgetragen. Aus den Balken des zerfallenen Holzschuppens wird die Schwelle aus fünf Teilen neu hergestellt und eingesetzt. Mit dem ausgeliehenen Wagenheber kann die Scheune problemlos gelupft werden.

Die Rückseite der Scheune hat keine Schwelle mehr

Auch ein neuer Gast wird vom Busbahnhof Rakvere abgeholt: Steffi ist zum ersten Mal dabei und kommt direkt aus Tartu angereist. Der Abend vergeht bei flackerndem Lagerfeuer, Gitarre und Gesang.

Dienstagmorgen. Mal mehr, mal weniger schnell kommen die Leute aus den Zelten geklettert oder werden von Anton mit lieblichem Gesang und Gitarrenklängen geweckt. Nach den ersten Tönen beeilen wir uns, fix zum Frühstückstisch zu kommen. Nach dem Frühstück und mit der letzten Tasse Kaffee oder Kakao werden die Aufgaben nochmal verteilt und Verantwortungen und Tagesziele abgesteckt. Frisches Wasser wird von der Quelle geholt, vielleicht das letzte Mal? Denn kurz vor 10 nimmt zwar nicht der ersehnte Brunnenmann, sondern eine Verwandte von Krista eine Wasserprobe. In zwei Tagen wissen wir, ob unser Brunnenwasser trinkbar ist.

Unter dem Küchenfenster sind zwei Solarmodule installiert.

Hagen installiert indes die Solarpaneele unter dem Küchenfenster. Hier gibt es schöne Morgensonne, von der wir unsere Kühlbox betreiben werden. Sie werden aber später noch mal umgebaut, wenn die Elektroarbeiten voranschreiten, und kommendes Jahr vielleicht sogar noch erweitert! Danach geht es in der Scheune mit Elektroarbeiten weiter. Hier soll morgen eine Handy- und Laptopladestation in Betrieb gehen, und in diesem Kontext müssen wir eine besondere Heldengeschichte erzählen: Kurz vor der Bauhütte haben wir nämlich mit Stefan telefoniert, dem Vater von Anne aus dem Verein. Eigentlich wollten wir nur unsere Solarpläne mit einem Elektriker besprechen, um ja nichts falsch zu machen. Stefan hatte dann aber der Tatendrang gepackt, und einige Tage später bot er uns an, einen kleinen Elektrokasten für uns zusammenzustecken, um uns vor Ort die Arbeit zu erleichtern. Ein paar Tage und Telefonate später kam an der Vereinsadresse ein Riesenpaket an, mit einem richtigen Sicherungskasten, vorgebohrten Löchern für 12V-Zigarettenanzünderbuchsen, an denen wir unsere Geräte laden werden, montierten Sicherungen und sogar Leuchttastern, die sofort zeigen, ob die Sicherungen noch intakt sind. Hagen freut sich schon seit Tagen, den Kasten endlich installieren zu dürfen, und heute ist endlich Zeit dafür! Zusammen mit Lukas hatte er vor ein paar Tagen schon spezielle Solarstecker an Kabel gecrimpt, jetzt fügt sich alles zusammen. Am Abend laden testweise bereits die ersten Laptops und Power-Banks, bevor morgen dann noch Solarmodule angeklemmt werden sollen. Alles klappt, vielen Dank für Deine Hilfe, lieber Stefan!

Der Sicherungskasten mit 6 Schmelzsicherungen und Leuchttastern. Daneben ein Solarladeregler

Lola und Steffi eilen derweil mit dem Freischneider über die Zeltwiese und erweitern sie um einige Meter. Fix muss es gehen, zur Mittagszeit ist ein Gewitter angesagt und immer wieder grummelt es am sich verdunkelnden Himmel vor sich hin. Frisch in dem Mittagessen werden die beiden fertig und auch die anderen gesellten sich nach der ersten Regendusche zum Mittagstisch. Es gibt noch mal Wirsing-Gemüsesuppe von gestern, heute mit etwas extra Kümmel, aber wie immer mit Hapukoor.

Die zweite und eigentliche Gewitterfront lässt aber nicht lange auf sich warten und während die benutzen Kaffeetassen noch draußen stehen, kommt eine Front aus Hagelkörnern vorbei und füllt die Tassen wieder auf.

Jetzt kommen die neuen Gäste Schlag auf Schlag: Eisenbahningenieur Nils schlägt auf, leider nicht mit der Bahn, sondern per Tramp aus Tallinn. Über das Rail-Baltica-Projekt, das Warschau mit Tallinn und Helsinki per Schiene verbinden soll, berichten wir gern ein anderes Mal.

Auch mit der neuen Schwelle der Scheune kommen Anton und Lukas voran. Heute kann dann mit dem Ausbessern der Fundamentmauer und dem Untermörteln begonnen werden. Parallel wird eine Balkenlage hergestellt, die in diesem Teil der Scheune eine kleine Bühne bilden wird. Statt Elektrowerkzeugen und Maschinen wird durch reine Muskelkraft aus Haferflocken ein solides Holztragwerk mit traditionellen Holzverbindungen hergestellt. Über den Tag sammeln sich noch weitere Leute zusammen, deren Arbeit schon geschafft ist, sodass sich nach dem Essen alle in und um die Scheune tummeln, um ein Mini-Praktikum im Zimmererhandwerk zu absolvieren. Die Außenverschalung wird von unserem Wandergesellen mit Schlag am Fußende entworfen, um den Sockel vor Regen und Schnee zu schützen. Der Prototyp überzeugt schonmal mit Stil und Eleganz, mehr dazu beim nächsten Mal. Bis bald!

Anton passt einen Balken für die neue Bühne ein

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